Klimasteuer auf Lebensmittel – wie teuer wäre das?

Wahre Preise“ ist ja eine beliebte Forderung, die zB per zusätzlichen Steuern erreicht werden soll. Was würde das aber konkret bedeuten? Hier mal verschiedene Varianten, wie man eine Steuer auf Lebensmittel berechnen könnte, die sich allein auf die Klimaschäden bezieht und dabei natürlich auch nur auf die in Geld zu messenden. Schon ganz schön ordentlich, oder?

Die Unterschiede kommen so zustande:

Steuer A, B und C rechnen mit den Emissionen der Produkte nach dieser Metastudie, auf die sich auch der Wissenschaftliche Beirat am Agrarministerium in seinem Gutachten „Politik für eine nachhaltigere Ernährung“ bezieht: Clune S. et al (2017) Systematic review of greenhouse gas emissions for different fresh food categories. Journal of Cleaner Production 140: 766-783.

Steuer D, E und F rechnen bei den Emissionen der Produkte die Opportunitätskosten mit ein, also das verschenkte Klimaschutzpotential, das dadurch entsteht, dass man Land zur Produktion nutzt, das sonst renaturiert werden könnte. Beträge nach Searchinger et al (2018) Assessing the efficiency of changes in land use for mitigating climate change. Nature 564, 249-253.

Steuer A und D veranschlagen als gesellschaftliche Schadenskosten pro Tonne CO2-Äquivalent 201 € nach Umweltbundesamt von 2021, wobei die Bedürfnisse zukünftiger Generationen schwächer gewichtet werden als die heutiger.

Steuer B und E veranschlagen als gesellschaftliche Schadenskosten pro Tonne CO2-Äquivalent 698 € nach Umweltbundesamt von 2021, wobei die Bedürfnisse zukünftiger Generationen gleich gewichtet werden wie heutige.

Steuer C und F veranschlagen als gesellschaftliche Schadenskosten pro Tonne CO2-Äquivalent 3.000 Dollar, also 2.640 €, nach einer Studie, in der noch mehr Folgeschäden eingerechnet werden; der Betrag könnte auch noch höher liegen. Kikstra, J.S., et al. (2021). The social cost of carbon dioxide under climate-economy feedbacks and temperature variability. Environmental Research Letters 16.

Schäden einfach mit Geld bezahlen?

Zugleich sind alle diese Rechnungen natürlich absurd, weil es eben erstens suggeriert, die Schäden der Klimakatastrophe seien allein ein wirtschaftliches bzw finanzielles Problem – dabei bedeutet sie, dass letztlich Milliarden von Tieren und Menschen leiden oder sterben. Zweitens ist die Klimawirkung ja nur ein Aspekt – das gigantische Leid der Tiere lässt sich mit keiner Steuer bezahlen, die globale Ungerechtigkeit, die Risiken für neue Pandemien, die Ausbeutung von Arbeiter*innen niemals mit Geld gutmachen.

Ich finde es trotzdem interessant, um welche Beträge es eigentlich mindestens gehen müsste, wenn man die Idee von „Wahren Preisen“ auch nur annähernd ernst nehmen will.