Am 11. September erschien in der shz-Landeszeitung ein Artikel über die Verschickung von Infomaterial an Schulen durch die Tierschutz-/Tierrechtsorganisation PETA. Dazu habe ich einen Leserbrief verfasst. Außerdem habe ich dem Bildungsministerium geschrieben, das im Artikel mit den Worten zitiert wurde, es sei alarmiert und würde den Vorgang rechtlich und fachlich prüfen. Ich habe sie darauf hingewiesen, dass sie im Falle einer Prüfung auch das Material der „Gegenseite“, nämlich des Bauernverbandes, unter die Lupe nehmen müssten, wie ich das auch im Leserbrief empfehle. Bin gespannt, ob und was sie antworten. Hier der Leserbrief an die Zeitung:
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich beziehe mich auf Ihren Artikel „Bloß kein Tier auf dem Teller: Peta wirbt an Schulen für vegane Ernährung“. Ich kann die Sorge verstehen, dass Kinder ideologisch beeinflusst werden, und die Auszüge aus den Info-Materialien von Peta klingen auch nicht nach neutraler Information. Ich möchte aber dreierlei zu bedenken geben:
1. Dass Tiere in heutigen Tieranlagen massiv leiden, lässt sich nicht vernünftig leugnen. Auch dass z.B. Kälber von ihren Müttern getrennt werden und das für sie negative Folgen hat, ist kaum abzustreiten. Ebenso klar ist, dass der Fleisch- und Tierproduktkonsum Umwelt und Klima schädigt. Vor diesem Hintergrund ist eine Verringerung des allgemeinen Tierproduktkonsums im Interesse aller – Menschen und Tiere – dringend geboten.
2. Was die Gesundheit betrifft, so kommt z.B die Amerikanische Gesellschaft für Ernährung, die weltgrößte Ernährungsorganisation, zu einer anderen Einschätzung als die Deutsche Gesellschaft für Ernährung – eine gut geplante vegane Ernährung ist demnach für alle Lebensphasen geeignet. (Sie schrieben von „Fachverbänden“ – welche anderen Verbände als die DGE waren gemeint?) Umgekehrt ist wichtig zu sehen, dass viele Krankheiten heute mit hohem Tierproduktkonsum verbunden sind, der vielen Kindern im Elternhaus und auch durch die Schule und das übliche Kantinenessen angewöhnt wird. Da wird eben nicht nur gelegentlich eine Frikadelle serviert, wie Sie unter der Hand nahelegen.
3. Wenn Sie die PETA-Materialien bedenklich finden, sollten Sie sich bitte auch die Materialien der „Gegenseite“ anschauen, auf die im Artikel recht unkritisch Bezug genommen wird: „Kooperationen mit dem Bauernverband“. Die Schulmaterialien vom Verein medien.information.agrar (i.m.a.), der vom Bauernverband getragen wird, sind nachweisbar beschönigend und enthalten Falschaussagen. Es wird ein rosiges Bild der Tierhaltung gezeichnet und das Leiden der Tiere und andere negative Effekte der Tierproduktion schlicht unterschlagen. Auf dieser Grundlage können die Schüler*innen vielleicht Interesse an der Landwirtschaft, aber keine begründete Meinung dazu bilden.
In einem Schulplakat über Schweinehaltung heißt es z. B. über die konventionellen Stallabteile: „In den großen Buchten haben sie [die Schweine] genügend Platz.“ Dabei sind die Buchten nur 0,75 qm pro Schwein bis 110 kg groß und die Schweine können eine Vielzahl natürlicher Bedürfnisse dort nicht ausleben, wie auch der Nationale Bewertungsrahmen Tierhaltung feststellt. Das Leben in dieser Enge ist für die empfindsamen und neugierigen Tiere eine Qual. Weitere Beispiele für Beschönigung im i.m.a.-Schulmaterial finden Sie u.a. hier: http://agrarlobby.de/verbaende/bauernverband/i-m-a/
Bitte berichten Sie doch auch einmal über diese einseitige Beeinflussung von SchülerInnen!
Mit freundlichen Grüßen
Friederike Schmitz
Ein perfekter Brief, liebe Friederike. Als Veganerin und Mutter hat es mich schon oft geärgert, wie Tiere und Landwirtschaft in den Schulen dargestellt werden, und wie ungeniert Werbung als “Infomaterial” verteilt wird.
Hier in der Schweiz ist es noch viel ärger als in Deutschland, weil hier Werbung nicht einmal verboten ist an Schulen – und weil die Swissmilk zuviel Geld zu haben scheint.
Es ist wirklich Zeit, sich dagegen zu wehren – zumal in einer Zeit, in der inzwischen jedes seriöse Medium darüber berichtet, wie sehr Klima, Umwelt, Menschen und Tiere unter den Folgen der Massentierhaltung leiden und eigentlich niemand mehr die Fakten leugnen kann! Danke für Deinen Einsatz!