Ein Nebengedanke zu Silvesterköln

Was mich ja an der Instrumentalisierung der gruseligen Silvesterereignisse an den Bahnhöfen als „Argument“ gegen Flüchtlinge auch aufregt – also neben der rassistischen Pauschalisierung der Täter – ist die meist implizite Idee, dass sexuelle Gewalt besonders schlimm ist, wenn sie „hier bei uns“ passiert. Also angenommen, die Täter waren tatsächlich mehrheitlich Männer mit Migrationshintergrund, was genau ist dann gewonnen, wenn man sie aus dem Land schmeißen würde bzw. gar nicht erst reingelassen hätte? (Mal abgesehen von dem Problem, dass man natürlich wenn dann lauter Unschuldige rausschmeißen bzw. abwehren müsste, und dass die Täter auch gar keine aktuellen Flüchtlinge waren.)
Wird erwartet, dass diese Männer dann „woanders“ plötzlich zu friedlichen Antisexisten werden? Dort „woanders“ leben auch Frauen, die’s dann ausbaden müssten. Das aber nicht deshalb, weil diese Täter quasi notwendig und charakterlich Gewalttäter sind. Solche Taten wie an den Hauptbahnhöfen lassen sich einerseits plausibel nur mit fatalen Gruppendynamiken erklären. Und außerdem hängt sexuelle Gewalt auch stark von Umweltumständen ab.

Es ist doch längst bekannt, dass sexuelle Gewalt (wie Gewalt generell) besonders stark gedeiht unter Bedingungen wie Krieg, Armut, würdelosen und hoffnungslosen Lebensumständen, fehlender sozialer Anerkennung etc. pp. Wenn wir also Leute in solche Bedingungen zurückschicken, verstärken wir die Gewalt. Und umgekehrt: Wenn wir wirklich etwas gegen sexuelle Gewalt tun wollen, sollten wir uns doch für weniger Gewalt insgesamt in der Welt einsetzen (Stichwort Waffenexporte), für weniger Gewalt an Grenzen und in Lagern. Und wir sollten doch MEHR Flüchtlinge aufnehmen statt weniger, und diese dann menschenwürdig unterbringen, ihnen zu echten Lebenschancen verhelfen usw.
(Und auch wieder abgesehen davon, dass ich dieses „wir“ eigentlich nicht mag, denn es gibt ja kein Kollektiv, das da tatsächlich gemeinsam entscheidet. Aber so geht halt dieser Politiktalk.)

Und übrigens: Die strikten Einreise- und Asylgesetze führen auch dazu, dass Frauen, die in ihrem Zuhause jeden Tag von sexueller Gewalt betroffen sind, es total schwer haben, aus dieser Situation hierher zu fliehen. Daher hier nochmal der entsprechende Hilfeaufruf von einer Freundin von mir: https://www.facebook.com/Hilfeaufruf-767313403372518/

4 Replies to “Ein Nebengedanke zu Silvesterköln”

  1. Es ist komisch, dass radikale Ökos, die für Tierrechte (sehr zu recht!!!) eintreten, dann Horden von […] in Schutz nehmen, die – nicht nur in Köln und nicht nur an Silvester 2015 – ihre Gruppenvergewaltigungen betreiben.

    Ich hatte vor, am Abend des 31.12.2015 nach dem Umsteigen in Köln Hbf kurz zum und in den Dom zu gehen, wie bereits zwei Jahre zuvor. Während dies 2013 trotz rege besuchtem Bahnhofsvorplatz bzw. größerer Zahl von Leuten auf der Domplatte kein Problem war – ich fühlte mich absolut sicher, trotz zweier Taschen mit Einkäufen, die ich die 50 m mit mir trug -, wäre es am 31.12.2015 sehr übel ausgegangen.

    Wäre, zum Glück nur wäre – weil ich die Fahrt wegen kurzer Krankheit einfach ausfallen ließ.

    Zwei Tage später gingen mir fast die Augen über, als – von den Massenmedien nicht länger zu verschweigen – der Ablauf der Ereignisse einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde.

    Hätte man diese “armen, traumatisierten Menschen” nicht hier hereingelassen, wäre hier eben auch nichts passiert – so einfach ist das! Die Leute, die Opfer dieser Straftaten wurden, wären davor geschützt gewesen, so wie es eben Aufgabe eines Staates ist, seine Bürger davor zu schützen. Indem man diese Perversen, in deren Herkunftsländern bzw. -kulturen derlei Bräuche üblich sind, erst hier reingelassen hat, hat es der Staat zugelassen, das zahlreiche Bürger diesen Taten ausgeliefert waren.

    Und Sie würden es ähnlich sehen, wenn Sie an jenem Abend F***-Objekt dieser Asozialen geworden wären.

    That’s it.

  2. Kritik ist Ihre Sache nicht, Friederike, kann das sein?

    Wenn Ihnen meine Äußerung nicht passt, dann äußern Sie sich doch argumentativ dazu.

    Sie scheuen diese Auseinandersetzung, daher gehen Sie dieser aus dem Weg, indem Sie anderer Personen (“Menschen”, das bin ich doch wohl auch, oder?) Meinung als Kommentar streichen bzw. diese Personen mundtot machen.

    Was besseres fällt Leuten wie Ihnen halt nicht ein. Aber das war absehbar!

    Pfui!

    1. Na Sie wissen ja Bescheid. Ich darf Sie vielleicht aufklären: Ich habe nichts gelöscht. Die Funktion ist hier so eingestellt, dass ich Kommentare erst freischalten muss, sonst bekomme ich jede Menge Spam. Ich kümmere mich nicht jede Stunde darum. Den übelsten Ausdruck habe ich gestrichen. Derartige verallgemeinernden unflätingen Beschimpfungen bringen die Diskussion mit Sicherheit nicht weiter. Auch das Gerede von Herkunftsländern und dort vermeintlich üblichen Bräuchen finde ich widerliches unwissendes und rassistisches Blabla. Oder von welchen Ländern und Bräuchen sprechen Sie genau?

      Zur Sache selbst: Was Ihre „Argumente“ angeht, so sind Sie leider komplett an dem vorbei, was ich geschrieben habe. Bitte gehen Sie doch auf die Überlegungen ein, die ich vorgebracht habe, wenn Sie hier meinen Text kommentieren. Ich habe z.B. niemanden in Schutz genommen. Sexuelle Übergriffe sind fürchterlich und ich wünsche sie niemandem. Das ist ja ein zentraler Punkt meiner Argumentation, die Sie offenbar überhaupt nicht zur Kenntnis genommen haben. Schade.

Comments are closed.